XML
sru:version: 1.2; sru:query: fcs.rf="baedeker.3_46"; fcs:x-context: baedeker.3; fcs:x-dataview: title,full; sru:startRecord: 1; sru:maximumRecords: 10; sru:query: fcs.rf="baedeker.3_46"; sru:baseUrl: ; fcs:returnedRecords: 1; fcs:duration: PT0.013S PT0.027S; fcs:transformedQuery: descendant-or-self::fcs:resourceFragment[ft:query(@resourcefragment-pid,<query><phrase>baedeker.3_46</phrase></query>)];
1 - 1
XLII ZUR VOLKSKUNDE. Sprachen.

Die 3. ist die kolarische Gruppe, deren Sprachen von wil-
den
, auf der allerniedrigsten Kulturstufe stehenden Völkern Zen-
tralindiens
, namentlich im Vindhya-Gebirge gesprochen werden,
das Mundârî, Santâli, Kûrkû, Savara usw. Die ethnologische
Verschiedenheit der Völkerschaften der 2. und 3. Gruppe wird
von berufenen Fachleuten bestritten; aber es besteht ein durch-
greifender
sprachlicher Unterschied. Jedenfalls haben die Vor-
fahren
der wilden Völker kolarischer und dravidischer Zunge noch
beim ersten Grauen der Geschichte ganz Vorderindien bewohnt.
An sie haben wir zu denken, wenn die arischen Eroberer in den
ältesten Literaturdenkmälern unter der drastischen Sammelbezeich-
nung
die schwarze Haut von den gottlosen, unverständlich reden-
den
Ureinwohnern sprechen, die von ihnen teils vertrieben, teils
unterworfen und zu Sklaven gemacht wurden.

Die 4. ist die arische oder indogermanische Gruppe,
die vorzugsweise gemeint ist, wenn von indischen Sprachen die Rede
ist. An der Spitze steht hier das Sanskrit, dessen ältere in der
Literatur des Veda vorliegende Form als Altindisch oder vedisches
Sanskrit von dem eigentlichen Sanskrit, der Kunst- oder Gelehrten-
sprache
zu unterscheiden ist, in der die klassische Sanskritlite-
ratur
geschrieben ist und die von den höher Gebildeten noch heute
zu wissenschaftlichen und poetischen Zwecken, zum Teil auch als
nützliches Verständigungsmittel in dem vielsprachigen Lande ge-
braucht
wird. Die in dieser Sprache erhaltene Literatur ist von
ungeheurem Umfang und teilweise sehr wertvoll. Im Munde des
eigentlichen Volks hat das Sanskrit höchstens bis ins VI. Jahrhun-
dert
vor Chr.
gelebt. Von jüngerer Sprachform als das Sanskrit
sind die volkstümlichen Prâkritsprachen, die sich schon früher zu
bilden anfingen. Zu ihnen darf auch das Pâli gerechnet werden,
die Kirchensprache der Buddhisten in Ceylon und Hinterindien,
die eine reiche und außerordentlich wertvolle Literatur hervor-
gebracht
hat. Aus den Prâkritsprachen entwickelten sich die vom
XII. Jahrhundert nach Chr. an in der Literatur erscheinenden neu-
indischen
Sprachen, soweit sie arischer Herkunft sind, in ähnlicher
Weise wie die romanischen Sprachen aus dem Vulgärlatein. Gewöhn-
lich
werden sieben Abteilungen hervorgehoben: das Pandschâbî,
Sindhî, Gudscherâtî, Marâthî, Hindî, Bengâlî
und Oriyâ;
doch verdienen neben diesen noch andere Sprachen wie das Assâmî,
Nepâlî, Kaschmîrî, Multânî
usw. Erwähnung. Innerhalb dieser
Sprachen gibt es eine unübersehbare Menge von Mundarten, die
zum Teil richtiger wieder als selbständige Sprachen zu bezeichnen
wären, sowie dialektische Verschiedenheiten geringeren Grades.

Von der beispiellosen Sprachverschiedenheit Indiens gewinnt
man eine Vorstellung, wenn man erfährt, daß Sir George Grierson,
der bedeutendste englische Indologe und verdienstvolle Leiter der
Linguistic Survey of India, allein im Pandschâb 20 Sprachen und 87